• Vorwort.

    Die Geburt von

    Ich gebe dir mein Wort.

  • I. "Auf dich habe ich gewartet."

  • Pierre.

    Vor 2 Jahren lehnte ich in einem Berliner Park an einem Baum, das Gesicht in der Sonne, die Augen geschlossen. Als ich die Augen nach 10 Minuten wieder öffnete, war es, als hätte mir der Baum etwas zugeflüstert: "Mach aus deinen Gedichten ein Gedichtband und lass es illustrieren."

    ....... Ein guter Freund half mir beim Lektorieren der Gedichte. Gemeinsam fanden wir einen Spannungsbogen - eine Reihenfolge, wie die eigentlich voneinander unabhängigen Gedichte eine Geschichte erzählen können. Der erste Versuch, daraus ein Buch zu machen, scheiterte. Dann ruhte das Manuskript. Als würde es noch nicht bereit gewesen sein und sich die Idee noch weiter transformieren wollen.

    ....... Außerdem hatte ich noch keine Person gefunden, die auf die Art und Weise malte, die mir vorschwebte und in Berlin lebte und meine Gedichte kennt und von ihnen berührt ist.

    ....... 9 Monate nach dem Zuflüsterungsmoment am Baum - die befruchtete Idee war bereit, geboren zu werden - schickt mir Susanne Schulz 20€ bei PayPal, weil eines meiner Gedichte sie berührte. Wir kannten uns nicht. Ich suchte sie auf Facebook, um mich bedanken zu können. Ich fand sie. Und ihre Bilder. Und ich fand heraus, dass sie in Berlin wohnte.

     

    "Auf dich habe ich gewartet."

     

    Und es begann.

    Susanne.

    Eine Schöpfungs-Geschichte, die vor 14 Monaten ihren zarten Anfang fand.

    ....... In dem Sommer, in dem die Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit so sehr an meine Herzenstür klopfte, dass ich mich nicht länger taub stellen konnte und beschloss, mich zu öffnen. Meine Herzenstür zu öffnen, für die Wahrhaftigkeit und mich dem zu stellen, was da draußen, und auch tief in mir drinnen, auf mich wartet.

    ....... Ich kündigte meinen Job als Erzieherin und widmete mich kopfüber und herzoffen der Kunst, die durch mich in die Welt strömen mag. Ich erinnere mich sehr gut an den Tag, an dem ich mich arbeitslos meldete. Es war ein sonniger Tag und die Stimmung war zart, so wie die Oberfläche des Ozeans. Auf dem Heimweg schwebte ich barfuss nach Hause. Alles in mir kribbelte und zitterte.

     

    Etwas sehr Wahrhaftiges ging vor sich.

     

    An dem Tag trat Pierre in mein Leben.

    ....... Pierre ist ein Poet, ein Wortakrobat, ein Lebenskünstler.
    Ich habe ihn schon lange bei Facebook verfolgt, geliked und gefeiert. Doch wir kannten uns nicht. Kurz zuvor hatte ich ihm 20€ via paypal geschenkt. Nun hatte ich eine Nachricht von ihm in meinem Messenger.

     

    Kurz gesagt:

     

    "Auf dich habe ich gewartet."

  • II. Tanzen lernen.

  • Pierre.

    Ich fand also Susanne. Oder sie mich. Wir einander, definitiv. Aber fanden wir zueinander? Am liebsten wollte ich ihr einfach das Manuskript mit den Gedichten schicken und sie malen und zaubern lassen. Und nach vielleicht 3 Monaten - so meine Fantasie - würde sie sich mit zahlreichen fertig illustrierten Gedichten melden und wir könnten an den Feinschliff gehen. Wenig später könnten wir das Buch in kleiner Auflage in den Druck geben. Fertig.

     

    Was tatsächlich passierte:

     

    Wir versuchten, gemeinsam tanzen zu lernen.

    Beide mit reichlich Tanzerfahrung.
    Im Solotanz.
    In völlig unterschiedlichen Tanzstilen.
    Aber ich mit einer Choreographie im Kopf, von der ich Susanne nichts erzählte.

     

    Also stolperten wir ein paar Mal. Mal ging ich ein paar Schritte vor und sie ein paar zurück. Mal andersrum. Mal konzentrierten wir uns so sehr auf die technischen Aspekte, dass wir vergaßen, dass wir eigentlich aus Freude tanzen.

    ....... Und dann gab es diese magischen Momente. Da waren wir synchron. Unsere Bewegungen gingen ineinander über, nonverbal. Es passierte etwas, das wir nicht machen, nicht beabsichtigen, nicht choreographieren konnten. Wir tanzten nicht. Wir wurden getanzt.

    ....... Und ich lernte, die Idee vom illustrierten Gedichtband loslassen, mit der ich auf Susanne zugegangen war, um stattdessen Raum zu schaffen, für die Kunst, die in Wahrheit und in Berührung zwischen uns geboren werden will.

    Susanne.

    Pierre hat mich gefunden. Und ich ihn. Da waren wir nun. Mein Herz klopfte vom ersten Moment an. Dafür. Für dieses zusammen Schöpfen.

     

    Doch, wie geht das?

    ....... Ich war hin- und hergerissen zwischen "Erwarte nichts von mir" und "Du kannst voll und ganz auf mich zählen", zwischen "Lass uns morgen gleich treffen" und "Ich kann erstmal nicht".

    ....... Es war neu und fremd und verführerisch. Ich entdeckte gerade erst wie sich schöpfen für mich anfühlt, wenn ich dabei ganz frei und unverbindlich bin. Wenn ich mich und meine Kunst nicht zu ernst nehme, nichts erwarte, sondern mir erlaube, einfach aus mir selber heraus überzufließen.

    ........ Wie aber funktioniert es mit Pierre, miteinander? Wie, wenn es ein Ziel gibt, sei es auch noch so schön? Was ist unsere Verbindung und wie fühlt sie sich an? Wie tanzt man miteinander, wenn man die Musik des anderen nicht kennt?

     

    Es brauchte viel Hinlauschen.
    Aufmachen. Sein lassen und für wahr nehmen.
    Die eigene Musik etwas leiser drehen.
    Beiseite treten.

     

    Und plötzlich entsteht da ein ganz eigener Raum, der noch Größeres einlädt.

    Ein Raum, in dem durch uns Wunder geschehen.
    Ein Raum, in dem wir miteinander den Balanceakt wagen können, nichts zu ernst nehmen, aber es ernst zu meinen.

     

    Nichts zu erwarten, aber alles zu geben.

     

  • III. Das Besiegelungsritual.

  • Pierre.

    Mittlerweile war es Ende Mai 2018.

     

    Wir hatten uns in einem Wald am Berliner Stadtrand verabredet, um gemeinsam Ja zu sagen und zu hören. Ja zu unserem Tanz. Ja zu dem, was da durch uns entstehen will, Ja zu all dem, was auf dem Weg dahin in uns aufgewühlt wird, Ja zu dem Commitment, dranzubleiben. Dranzubleiben auch dann, wenn wir nicht inspiriert sind, wenn wir an unseren eigenen Fähigkeiten zweifeln und sich all das wie eine bescheuerte Idee anfühlt. Wenn die Magie für eine Weile fehlt.

    ....... Als wir den stimmigen Ort für unser Ritual erspürt hatten, fanden wir ein quadratisches Stück Holz mit einer kleinen Metallöse oben dran, um es aufzuhängen. Es erinnerte sehr stark an eine Art Minileinwand. Susanne hatte Aquarellfarbe dabei und im Wald ein Stück Kohle gefunden. Schnell war uns klar, dass diese Minileinwand symbolisch für unser Vorhaben stehen würde. Wir entzündeten eine Kerze und sprachen unsere Wünsche für das gemeinsame Schöpfen aus. Dann wiederholte die andere Person, was sie gehört hatte. Berührung.

    ....... Ich schrieb mit der Kohle WORT auf das Holz und Susanne malte mit Aquarellfarben drüber und drumherum. Ich gab ihr mein WORT. Ganz wörtlich. Ich vertraute ihr damit meine Gedichte an, in dem Vertrauen, dass ihre Farben und Pinselstriche, die innewohnende Kraft meiner Worte ans Licht bringen würden.

     

    "Ich gebe dir mein Wort." fiel in diesem Moment zum ersten Mal.

     

    Damit war es besiegelt.

    Susanne.

    Etwas fehlt.

     

    Obwohl wir beide wirklich Lust hatten, endlich frisch ans Werk zu gehen, fiel es uns schwer, vor einander sichtbar zu bleiben. Wir verschwanden vor einander, unabsichtlich.

    ....... Es war an der Zeit, Absicht ins Spiel zu bringen.
    Wir wünschten uns etwas Verbindendes und kreierten uns ein Ritual, das unseren Absichten den Weg ins Leben erleichtern sollte.

     

    In diesem Ritual entstand zum ersten Mal wirklich Intimität.

     

    Pierre zu hören, mit seinen Wünschen, Ihn für wahr zu nehmen, in seinem Mir-anvertrauen, Mich selbst dafür auszusprechen, was mir wichtig ist, mit allem gesehen und gehört zu werden. All das öffnete uns letztlich für einander.

    ....... Erst die wirkliche Begegnung ermächtigte uns. Wir begegneten einander, unseren Wunden und Eigenheiten, begegneten Ehrlichkeit und Verzagen.

     

    Erst durch die wirkliche Begegnung schöpften wir mit vollen Händen.

    Erst durch die wirkliche Begegnung fanden wir

     

    Berührung.

     

    Möge Berührung unser Kompass sein.

  • Über Susanne.

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    Susanne Schulz

    Die Abbilderin.

    Bilder finden mich.

     

    Mein Berufswunsch in der vierten Klasse: Designerin.
    Ich wollte erschaffen. Ich wollte gestalten. Ich wollte etwas in die Welt bringen.

     

    Ich erforsche Zusammenhänge.
    Ich erprobe Zusammensetzungen.
    Materialien, Sinn und Zweck.

     

    Später malte ich unentwegt Menschen. Ich zeichnete wie verrückt.

     

    Noch später zog mich die Bildhauerei an. Alles freizulegen was entdeckt werden will, alles wegzusprengen, was nicht "Bild" ist, eröffnete mir eine neue Perspektive auf den Schöpfungsprozess.

     

    Herausforderungen formten meine Art zu sehen. Das Sehen ist es, was mir das Malen möglich macht.

     

    Nun kommen Bilder zu mir wie gute Freunde.

     

    Alles, was ich dafür tun kann ist, meine Tür für sie offen zu halten.

     

    www.abbilderei.de

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